Wir kennen sie alle diese liebevollen kleinen Geschöpfe die sich innerhalb weniger Sekunden von kleinen Engeln in brüllende, schreiende, kämpfende…Kinder 🙂 verwandeln können.

Wutanfälle bei Kindern sind normal und gehören zu einer gesunden Entwicklung dazu. Das Kind lernt im Verlauf seiner Entwicklung eigene Bedürfnisse zu erkennen und versucht diese möglichst schnell zu befriedigen bzw. befriedigt zu bekommen. Ein Beispiel dafür ist der schreiende Säugling der Hunger hat und mit dem Schreien aufhört, sobald er gefüttert wird. Zu Beginn müssen die Bedürfnisse der Kinder so schnell wie möglich befriedigt werden, mit zunehmendem Alter lernt das Kleinkind dann, dass nicht alle seine Bedürfnisse sofort befriedigt werden können. Kinder lernen im Verlauf ihrer Entwicklung immer mehr Grenzen kennen und müssen ebenso lernen diese zu akzeptieren. Klingt ganz easy oder nicht?

Wenn das so wäre, hätten die vielen Erziehungsberatungsstellen nicht so eine hohe Nachfrage und endlose Wartelisten.

Auch wir Ergotherapeut:innen sind mehrmals mit herausfordernden Verhalten von Kindern konfrontiert. Oft haben wir Eltern vor uns sitzen die es einfach nicht schaffen mit der Wut ihrer Kinder umzugehen, dies kann sogar so weit gehen, die Kinder in Obhut zu geben. Das Familienleben ist extrem von dem Verhalten der Kinder betroffen, Familienfeste gestalten sich zu Extremsituationen, wenn sie überhaupt stattfinden, Treffen mit Freunden finden immer seltener statt……die Leidensliste kann hier noch lange weiter fortgeführt werden. Also was tun?

Wenn ich als Ergotherapeutin in einem Elterngespräch mit dem Thema Wut oder Wutanfälle konfrontiert werde…was nicht wenig vorkommt…versuche ich immer zunächst die Struktur der betroffenen Familie zu verstehen. Was nicht immer einfach ist, da es oft mit Scham belastet ist zuzugeben, dass man Angst vor dem eigenen Kind hat. Auch ist es hier wirklich sehr wichtig zunächst einmal zuzuhören, was die Eltern erzählen, bevor Ratschläge verteilt werden. Oft geht der Ursprung der Probleme Generationen zurück. Ein Beispiel dafür: Eine Mutter war nicht in der Lage ihrem Kind Grenzen zu setzen, ihm Wünsche abzuschlagen, weil sie sich dann schlecht fühlte. Aber nach einigen Gesprächen wurde klar, dass sie sich als Kind nicht geliebt fühlte, wenig durfte und das sie es ihrem Kind ersparen wollte. Dies führte zu einem sehr inkonsequenten Erziehungsstil, was ihrem Kind im Endeffekt ein großes Gefühl der Unsicherheit vermittelte.

Umgang mit Wut

Nicht selten steigern Kinder sich in ihre Wut so sehr herein, dass sie am Ende gar nicht mehr den Grund wissen. Wichtig ist sich von der Wut der Kinder nicht anstecken zu lassen, möglichst ruhig und in kurzen Sätzen zu versuchen den Grund zu verstehen. Die Kinder leiden in einem Wutanfall auch. Wenn sie könnten, würden sie sicher gerne darauf verzichten.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit einem Kind den Umgang mit der eigenen Wut zu lernen. Dies ist natürlich sinnvoll in einem ruhigen Rahmen, z.B. einer Therapieeinheit auf psychisch-funktioneller Basis beim IBZ 🙂

Es gibt viele tolle Bücher…ich nutze gerne das Buch ,, Wenn ich wütend bin’‘ von Nanna Neßhöver und Eleanor Sommer oder ,,Jim ist mies drauf ´´dies lese ich mit dem Kind gemeinsam, es gibt tolle witzige Illustrationen dazu und Mitmachübungen um z.B. die Wut zu verkleinern.

Oder man versucht Gefühle zu benennen, welche gibt es z.B. welche kann ich schon benennen…man kann Gefühle aufmalen mit Farben usw. Da ist der Kreativität keine Grenze gesetzt.

Eine andere Möglichkeit ist der Versuch einen aufgepusteten Luftballon zu versuchen kaputt zu treten, in ein Kissen die Wut rausboxen usw.

Man sollte die Kinder immer ermutigen den Grund für ihre Wut mitzuteilen, um es besser verstehen zu können, und gleichzeitig dem Kind zu vermitteln, ich bin für dich da.

Dies alles klingt einfacher als es ist. Ich durfte schon mehrmals eine Therapiestunde fast komplett wartend aussitzen und wurde, bis jetzt fast immer, mit einer Verhaltensänderung des Therapiekindes belohnt. Es wurde oftmals zugänglicher und konnte das gelernte Verhalten in den Alltag übertragen. An dieser Stelle muss gesagt werden, wie wichtig die Zusammenarbeit mit den Eltern bzw. der Familie ist. Im Therapiealltag ist bei diesem Thema viel Kreativität gefragt und der Austausch mit Kollegen, also die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die bei uns im IBZ sehr wichtig ist, nicht weg zu denken. Niemals darf vergessen werden, dass jeder Erfolg in kleinen Schritten anfängt, und es ok ist, wenn nicht alles sofort funktioniert. Also Geduld 🙂

 

Quelle: Interne Evidenz von Agnes K. – Ergotherapeutin, Mitarbeitende der Mein IBZ GmbH